Autoverkehr und Sonnenenergie



ZUKUNFT

Globale Perspektiven

Natur (die Autobahnbegrünung Deutschlands) und Kultur (teilweise romantische, aber trotzdem leerstehende, weil unbewohnbare Häuser an Verkehrsstraßen und Eisenbahnstrecken) liefern die Fassade für eine neue totale Mobilmachung bei gleichzeitiger Vergasung.





Die Auto-Gesellschaft und die Gesellschaft der Autos ist nichts erstrebenswertes.



Aber Deutschland verbrauchte 2010 trotz seines großen Fuhrparks nur 2,7 % des Weltverbrauchs von knapp 4 Mrd. t Erdöl! - Indien verbrauchte mit 156 Mio. t schon weit mehr Erdöl als Deutschland und China sogar knapp 430 Mio. t.


Das vielgeschmähte deutsche Umweltbewusstsein konnte nur sehr lokale Erfolge erzielen. Im Ausland und in Übersee wird der Kraftstoffverbrauch und die Schädigung des Klimas mit noch größerem Enthusiasmus und mengenmäßig weit verheerenden Ergebnissen betrieben als hierzulande in den besten Zeiten des Wirtschaftswunders.

Deshalb wird umweltbewusstem Handeln, vor allem dem konsequenten Nicht-Autofahren, wenig Erfolg beschieden sein, wenn es nicht von großen Teilen der Bevölkerung und der Menschheit durchgesetzt und organisiert wird.


Aus einer uralten Checkliste eines Verbraucher-Vereins (80er oder 90er Jahre) weiß ich, dass die fossilen Brennstoffe rund 85 % des Energieverbrauchs eines Haushaltes ausmachen - zu etwa gleichen Teilen wurden sie für das Heizen und für den Antrieb des lieben Automobils eingesetzt; der Stromverbrauch fraß nur 15 % des privaten Energiehaushaltes; damals lag der Energieverbrauch eines (mehrköpfigen) Haushaltes bei weniger als 40 kWh am Tag.


Wozu sollen all diese Ausführungen gut sein? ... dass Solarenergie den Kraftstoffverbrauch nicht ersetzen kann, hätte mir Mensch schon vorher sagen können!

Aber in wenigen Jahren wird man sich nicht nur beim Autokauf überlegen müssen, ob die weltweiten Bohrungen ausreichen werden, den Tank in den folgenden Monaten noch zu einem erschwinglichen Preis füllen zu können. Diese Überlegung wird man auch beim Kauf des Wintervorrates an Heizöl (und -gas) anstellen müssen.

Energiesparen und die Drosselung des Spritverbrauchs hätten aber auch den Zweck, die wirklich notwendigen Aufgaben auch in Zukunft noch erfüllen zu können, wozu durchaus auch die Arbeitsleistung mit Hilfe von Maschinen und Fahrzeugen gehört.





Im Zweiten Weltkrieg wurde in Köln-Wesseling Braunkohle zu "Fahrbenzin" verflüssigt.



Seit fünfzig Jahren und auch heute noch subventionieren nicht nur die Industrieländer die fossile Energiewirtschaft mit hohen Summen, obwohl allmählich deutlich wird, dass es dort gar nicht mehr so viel zu holen gibt.

Im Jahre 2000 wurde der "globale Primärenergiemix" völlig durch die fossilen Energieträger Erdöl (39 %), Kohle (26 %) und Erdgas (23 %) beherrscht. Hinzu kam die Atomkraft als Risikotechnologie und natürlich auch ein wenig Wasserkraft, zu deren Nutzen ja weltweit fast alle größeren Flussysteme zerstört worden waren.

Spätestens seit der Jahrtausendwende ist aber auch bekannt, dass die Erdölvorräte vor 2050 aufgebraucht sein werden, - bei dem rasant zunehmendem Verkehr in den bevölkerungsreichen Schwellenländern aber schon viel früher!

"Bei stagnierendem Verbrauch reichen ... die heute bekannten weltweiten Reserven ... an Erdöl noch 43 Jahre ..." (BMWA: Reserves, Resources and Availability of Resources 2002. Hannover, 2002.)


Es ist deshalb wenig sinnvoll, in das Wirtschafts-Modell der fossilen Kraftstoffe und der mit ihnen betriebenen Kraftfahrzeuge noch viel zu investieren; Investitionen lohnen sich eher für die Alternativen.


Wolfgang Gründinger (Die Energiefalle - Rückblick auf das Erdölzeitalter. München, 2006.) geht noch weiter, wenn er folgendes ausführt:
Die noch vorhandenen Energie- und Kohlereserven werden auf 1200 Mrd. t Steinkohleneinheiten geschätzt. Der jährliche Energieverbrauch von 12 Mrd. t Steinkohleneinheiten wird sich aber laut Weltenergierat bis 2050 möglicherweise noch einmal verdreifachen, so dass die vorhandenen fossilen und nuklearen Energiereserven statt in hundert Jahren schon in etwa drei Jahrzehnten aufgebraucht wären. ... nach meiner Rechnung wäre das spätestens 2065!


Es ist deshalb eine Frage von Weitsicht und politischem Verantwortungsbewusstsein, die Solarenergie als die physikalisch einzig sichere Energie zu fördern und in diese zu investieren. Die gegenwärtige Wirtschaftspolitik steht dagegen für Klimamord und Energiediebstahl.

Wie soll man den globalen Energieverbrauch durch Solarenergie ersetzen?
Das ist keine rhetorische Frage, sondern die Frage, mit welchen technischen Mitteln den menschlichen Grundbedürfnissen am Besten entgegenzukommen ist.


Nach dem WIKIPEDIA-Artikel "Weltenergiebedarf", Stand Juli 2012, beziffert sich der Weltenergieverbrauch allerdings zur Zeit auf 500 Exajoule (davon 14 Exajoule in Dts.); das sind 140000 Mrd. kWh, davon in Deutschland 3900 Mrd. kWh. Das deutsche Scenario betrifft also nur 2,8 % des Weltenergiebedarfs.
Vom Weltenergieverbrauch werden 17 % für elektrische Energie verbraucht (in Dts. knapp 15 %).



Auswirkungen auf das Klima

Vor der Jahrtausendwende betrugen die C-Emissionen 8 Gt jährlich, davon stammten 80 % aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, 20 % aus der Vernichtung der Vegetation. Dies führte zu einem C-Anstieg in der Atmosphäre von 3,2 Gt jährlich.

Bis 2100 wird sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre mindestens auf 500 - 600 ppm verdoppelt haben. Hinzu kommt aber ein steigender Ausstoß weiterer, noch gefährlicherer Klimagase.

(E.-D. Schulze et al.: Pflanzenökologie. Heidelberg/ Berlin, 2002.)


Auch für Europäer ist die rechtzeitige Umstellung der Energiewirtschaft auf die durch solare Strahlung erzeugten Energien eine Frage des Überlebens.
Dabei geht es nicht nur um die Heizkosten im Winter, sondern auch um den ewigen Winter, der infolge des Kohlendioxid-Ausstoßes fossiler Brennstoffe und infolge der globalen Angleichung der Meerestemperaturen hervorgerufen werden könnte. Das Umkippen der thermohalinen Zirkulation gilt als untragbares Risiko, das unter allen Umständen verhindert werden muss.


Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie ist die Kürzung der Solarförderung durch die Bundesregierung daher doppelt unverständlich; dieser Schritt wäre bestenfalls dann schlau, wenn statt dessen die Windenergie stärker gefördert würde, weil infolge der jetzt schon veränderten Klimaphänomene kaum noch die Sonne scheint.


Überhaupt darf nicht darauf spekuliert werden, dass die Erdölvorräte rechtzeitig vor dem Klima-GAU aufgebraucht sein werden. Es steht nämlich schon eine Industrie in den Startlöchern, die die unermesslichen Vorräte an Methanhydrat verheizen will, obwohl dabei genausoviel CO2 freigesetzt wird wie mit den heutigen Brennstoffen, das Klima aber außerdem unerhörten Risiken durch die ungewollte Freisetzung des noch klimaschädlicheren Methans ausgesetzt ist.





Auf dieser Grafik ist wiedergegeben, dass es in den höheren Breiten infolge der geringeren und nur saisonalen Solarstrahlung zu einer stärkeren Abstrahlung (langwellige Wärmestrahlung) als Einstrahlung kommt; das Defizit an solarer Strahlungsenergie setzt ungefähr vom 40. nördl. Breitengrad an ein, also etwa vom Südzipfel Italiens an.



Die ungeheuerlichen Emissionen, die die Menschheit zur Zeit erzeugt, verändern das Klima in einem solchen Maße, dass die Folgen bis hin zum ewigen Winter unter einer permanenten Wolkendecke völlig offen sind.

Doch selbst bei der stärksten Erhöhung der mittleren Temperaturen ist es wahrscheinlich, dass in den höheren Breiten ein saisonaler Heizbedarf bestehen bleibt. Solarstrom und Windenergie könnten sich gegenseitig ergänzen, indem sie jeweils wechselseitig in ihren energie-armen Perioden Ersatz von der anderen Energieform erhalten.



Bilanz Sonnenenergie

Zweifellos kursieren nicht nur in der WIKIPEDIA Konzepte der Solartechnologie ("Desertec"), die viel zu optimistisch sind, weil sie suggerieren, die Solarenergie könne sogar eine weltweit praktizierte Energieverschwendung auffangen. Hier ein Beispiel.


Die bloße Umstellung konventioneller Technik-Konzepte auf Solarenergie würde weiterhin der Zentralisierung und Monopolisierung der Grundversorgung Vorschub leisten. Beispielsweise soll Strom aus der Sahara über Gibraltar in 'High Voltage Direct Current' - Leitungen nach Nordeuropa transportiert werden.

Die auf die Erdoberfläche umgerechnete Solarkonstante von 340 W/m² wird offenbar selbst in den Wüsten nicht erreicht. Angeblich würden aber relativ kleine Flächen bisher unbewohnter Wüsten ausreichen, den vollständigen gegenwärtigen Energieverbrauch von etwa 500 Exajoule zu decken. Die an den projektierten Standorten erreichte Strahlung beläuft sich auf durchschnittlich 250 W/m².
Die dort benötigte Fläche wird mit insgesamt ca. 660000 km² beziffert (etwa ein Zwanzigstel der globalen Wüstenfläche).

Zur Erzeugung dieser Energiemenge in den gemäßten Klimazonen wären allerdings Flächen von 1,3 Mio. km² erforderlich!



Bezeichnenderweise sind diese Konzepte reine Zukunftsmusik. Die größten Flächen mit Photovoltaik-Anlagen befinden sich zur Zeit in Deutschland.
Die wichtigsten Betreiber von Photovoltaik-Anlagen, die allein mehr als 70 % der globalen Leistung an Solarenergie erzeugen, sind Deutschland, Spanien, Japan und Italien. Deutschland stand z.Z. mit 43,5 % der Weltleistung mit Abstand an der Spitze.

Die dichte Besiedlung und flächendeckende landwirtschaftliche Nutzung Deutschlands erschweren den Einsatz großer photovoltaischer Anlagen. - In Deutschland summiert sich die Sonnenstrahlung angeblich auf durchschnittl. 1200 kWh/m² pro Jahr, in Süddeutschland werden Werte von 1300 kWh/m² erreicht.

(Quelle: versch. WIKIPEDIA-Artikel zur Solarenergie, Stand Juli 2012)


Es erscheint ziemlich offensichtlich, dass die Solarindustrie in erster Linie darauf abzielt, den Markt für elektrische Energie zu beliefern. Das kann jedoch keine Lösung des Klimaproblems und des Problems der klimaschädlichen Verschwendung fossiler Energie darstellen, insbesondere durch den Autoverkehr.

Ich empfinde es als sehr unerfreulich, dass es offenbar eine Energie- und Autofahrer-Lobby gibt, die in den Medien sogar mit der kärglichen Ausbeute der Solarenergie den deutschen (und weltweiten) Energie-Mix schönredet; es wird suggeriert, die alternativen Energien könnten diesen Energie-Mix substituieren, obwohl es bei dieser frohen Kunde nur um den elektrischen Strom geht, und dieser macht weltweit einen Energieanteil von nur 15 - 20 % aus.

Diese Verschleierung der Tatsachen will offenbar einen weltweiten Wirtschafts-Crash in den nächsten Jahren erzielen, der wie üblich weit verheerendere Folgen für Umwelt und soziale Beziehungen haben wird als für die Wirtschaft.

Ich habe den Verdacht, dass ein großer Teil des Direktverbrauchs an fossiler Energie, der Benzinverbrauch, in den Szenarien einer alternativen Energieversorgung nicht (oder nicht genügend) berücksichtigt wird. Noch schlimmer ist, dass dessen Einfluss auf das Klima vernebelt wird.


Energiemangel mag die Ursache von Armut sein; Energiemangel wird aber heute einzig und allein durch die Verschwendung der fossilen Energieträger hervorgerufen.

Vor fast einem Jahrhundert wurde in der Elektrifizierung die Voraussetzung ausreichenden Lebensqualität gesehen; wenigstens die Versorgung mit elektrischem Strom ist mit Solarenergie möglich.



©  Stephan Theodor Hahn, Bad Breisig, am 8.8.2012 (revidierte Fassung)





Thema Umwelt